1988 - 1990

 

1988

Der Vogel fiel im 92. Schuß

Einer der Tagesordnungspunkte auf der Jahreshauptversammlung am 21. März war die Neuwahl des Vorstandes.

Am Samstag, den 6. August begann für die Dreiergemeinschaft um 19.10 Uhr mit dem Antreten vor dem Stadthaus das Programm für das diesjährige Schützenfest. Schon gleich nach dem Antreten gab es für die Bürgerschützen eine große Überraschung. Frau Helga Rösel, Königin von 1982 und amtierende Kaiserin der Rheinberger Schützen, hatte getreu dem alten Vorbild eine neue Vereinsfahne anfertigen lassen. Sie legte sie nun als Geschenk an die Bürgerschützen in die Hände der Fahnenoffiziere. Es ist die Fahne, die von Stund an und somit auch noch heute bei allen größeren Vereinsveranstaltungen mitgeführt wird. Mit treffenden Worten bedankte sich der Präsident bei der Spenderin und übergab die Fahne ihrer Bestimmung. Zum ersten Mal wurde sie an diesem Abend zu Ehren der Toten gesenkt, ehe sie dann beim danach folgenden Abschiedsball für das scheidende Königspaar Hans Georg Bowinkelmann und Elvira Röger in der Stadthalle ihren Platz fand.

Der Sonntag sah die Schützen beim Frühschoppen, wo sie sich von den mitreißenden Rhythmen von "Swinging A", der schon weit bekannten Schülerband des Amplonius – Gymnasiums, begeistern ließen.

Am Montag, den 8. August war es dann mal wieder soweit. Großkampftag der Schützen in der Grindkull um Schützenpreise und Königswürde. Nach dem Auslosen der Schießnummern vor der Stadthalle marschierten die Schützen um 9.30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein zum Hause des scheidenden Königs, stärkten sich dort für den bevorstehenden Tag mit flüssiger Nahrung und marschierten geschlossen zu den Klängen der Feuerwehrkapelle zur Grindkull. Es sollte ein, für die Verhältnisse des Bürgerschützenvereins, langer Tag werden. Das Preisschießen wurde von den Ehrenschützen eröffnet. Nun konnten alle Schützen der Dreiergemeinschaft sich an dem Wettstreit um die Schützenpreise beteiligen. Das Gewehr war durch den Schießwart des Bürgerschützenvereins gut justiert, und so war es nicht verwunderlich, daß reihenweise die Plättchen von der Stange geschossen wurden, und die jeweiligen Schützen einen der Preise – in diesem Jahr war es ein handgefertigter, traditionell bemalter Teller aus einer niederrheinischen Töpferei - mit nach Hause nehmen konnten.

Beim Wettschießen um die Königspreise erwies sich der Vogel als zäher Gegner. Eigentlich war er die Hauptperson bei diesem Fest, ohne ihn lief nichts. Doch er hatte den schlechtesten Platz und mußte sich damit abfinden, daß ihm die Bleigeschosse um die Ohren pfiffen und sein Gefieder zerrupften. Fast drei Stunden dauerte es, bis er durch die gut gezielten Schüsse der Schützen Willi Geerkens (Kopf), Heinz Nühlen (rechter Flügel), Werner Berster (linker Flügel) und Peter Pöhlmann (Schwanz) für den Königsschuß vorbereitet war. Nach einer nun folgenden kurzen Pause traten die Königsaspiranten Josef Rothes, Roland Zimmermann, Dr. Bernd Falke, Josef Maas, Willy Börgmann und Willi Püttmann an die Flinte, um den 28. König des Bürgerschützenvereins zu ermitteln. Obwohl der klägliche Rest des einst so stolzen Königsvogel schon arg gebeutelt war, zeigte er sich zunächst als kaum besiegbar und erwies sich weiterhin als ein ernst zu nehmender Gegner. Geschoß um Geschoß peitschte in den Rumpf des Federviehs, doch der Erfolg ließ sich nur an kleinen Holzsplittern messen. So mußte mühsam Stück für Stück des wehrhaften Vogels im wahrsten Sinne des Wortes abgeschält werden. Mittlerweile begann schon die Abenddämmerung, als Roland Zimmermann an den Schießstand trat, den kleinen Rest des Vogels noch einmal durch einen Feldstecher inspizierte und dann mit dem insgesamt 92. Schuß um Punkt 21.00 Uhr den Rest herunterschoß. Kaum war der letzte Span zu Boden gefallen, da öffneten sich die Wolkenschleusen und ein langanhaltender Gewitterregen zwang Akteure wie Zuschauer, sich ins offene Zelt zu flüchten. Noch während des Unwetters wurde die zukünftige Königin Ulrike I., Bröcking, im Süden Deutschlands von dem Ausgang des Schießens unterrichtet, damit sie beim Festumzug an der Seite der neuen Majestät des Bürgerschützenvereins Roland I., Zimmermann, die Huldigungen der Schützen und der Rheinberger Bevölkerung entgegen nehmen konnte.

Zu diesem Umzug trafen sich die Schützen der Dreiergemeinschaft am Dienstag, den 9. August am Stadthaus und marschierten von dort zur Residenz des Königspaares. Unter großem Beifall aller Anwesenden nahm das Königspaar mit dem Hofstaat (zu ihm gehören Dr. Bernd Falke und Marika Meister, Udo und Fränzi Bröcking, Franz Brauer jun. und Silke Veltgens, Dr. Jürgen Knott und Britta Koch, Hans Wolfgang und Anne Hußmann), in den bereitstehenden Kutschen Platz und genossen sichtlich den festlichen Umzug durch Berkas Straßen zur geschmückten Stadthalle. Stimmungsvoll klang das Fest mit dem Krönungsball, der Inthronisation und der Übergabe der Königspreise an die Preisschützen aus.

1989 – 1990

Die Jahre 1989 und 1990 waren für den Bürgerschützenverein recht ruhige Jahre. Außergewöhnliches ist aus dieser Zeit nicht zu berichten. Es wurden in beiden Jahren turnusgemäß die anfallenden Preis- und Pokalschießen durchgeführt. Zum Pokalschießen 1989 wurden alle ehemaligen Mitglieder der Jugendschießsportgruppe eingeladen, und sie erschienen bis auf wenige entschuldigte Ausnahmen vollständig.

Das Stadtkönigschießen, ausgerichtet von der St. Sebastianusbruderschaft, sah unsere Majestät Rolli Zimmermann, der im vergangenen Jahr Pokalsieger wurde, als strahlenden Sieger, und somit war es allen Mitgliedern klar, daß beim Schützenfest des Jahres 1994 von den Bürgerschützen das nächste Stadtkönigschießen ausgerichtet werden mußte.